Terminkalender
‚Kein Wort von der alten Zauberkraft der Musik ist mir unwahrscheinlich‘ – Goethes Werther und die Musik
Musik spielt in Goethes „Werther“ eine bedeutende Rolle: Von Homer als Werthers „Wiegengesang“ ist gleich zu Beginn die Rede. Werthers Liebe zu Charlotte erwacht während eines sommerlichen Tanzvergnügens auf dem Lande: das Menuett, der „Englische“, der „Deutsche“, der „Walzer“ werden nach unterschiedlichen Rhythmen und Melodien in einer Verbindung aus Musik und körperlichem Ausdruck zum Tonen gebracht und getanzt. Lotte selbst setzt sich am liebsten ans Klavier, um ihre reiche Gefühlswelt zum Ausdruck zu bringen: „Und wenn ich was im Kopfe habe und mir auf meinem verstimmten Klavier einen Contretanz vortrommle, so ist alles wieder gut.“
Musik war zu dieser Zeit nichts, was man im Konzert erlebte: man machte sie selbst. Der junge Goethe spielte Cello und Klavier. Zeitlebens war der Dichter außerordentlich empfänglich für die Wirkung der Musik, der er etwas „Dämonisches“, Orphisches und Überirdisches zusprach. Von dieser Zauberkraft der Musik ist in den „Leiden des jungen Werthers“ oft und eindringlich die Rede. Aber von welcher Musik ist in dem Roman überhaupt die Rede? Was spielte man 1774? Von der Musikwissenschaft wird das späte 18. Jahrhundert etwas ratlos als „Vorklassik“, mitunter auch als „Empfindsamkeit“ oder „Sturm und Drang“ bezeichnet und meist vernachlässigt.
Das Gesprächskonzert geht solchen Fragen in Wort und Klang nach: Mit Lesungen und Zitaten aus Goethes Roman, mit den passenden Erklärungen und Musikbeispielen, vor allem aber mit der Wiederentdeckung einer weitgehend vergessenen, aber faszinierenden musikalischen Epoche. Der Vortrag erfolgt dabei auf einem originalen Instrument der Werther-Zeit und im Stil der historisch informierten Aufführungspraxis und sorgt für ein berührendes und authentisches Klangerlebnis.
Referent: Dr. Ulrike Kienzle
Klavier: Sylvia Ackermann
Gesang: Anna Feith
Eintritt: 20 Euro