Farbfassung der Spanischen Orgel

Vollendete Harmonie von Musik und Farbe war wohl stets das erstrebte Ziel aller historischen Orgelbauten. Immer sollte eine schmückende Farbfassung das Werk abschließen und krönen. So regte auch Patrick Collon an, die von ihm neu erschaffene »Spanische Orgel« farbig zu fassen.

Als Annäherung an die heutige Gestaltung gingen der Ausführung zwei unterschiedliche Farbentwürfe im Maßstab 1 : 10 voraus. Hier wurde eine eher zurückhaltende Farbigkeit mit dezenter Vergoldung angestrebt.

Um den Charakter, die Ausstrahlung, Technik und Stilistik der spanischen Orgelbaukunst unmittelbar zu erfahren, folgte eine Studienreise nach Spanien. Die Prospekte in Lerma, Covarrubias und Burgos zeigten eine äußerst prachtvolle Vergoldung sowie eine detailreiche und sehr kräftige Farbgebung. Sie überraschten durch hohen Qualitätsanspruch und spiegelten gleichzeitig das Stilempfinden ihrer Zeit und Region wieder.

Nach intensivem Meinungsaustausch und Gesprächen im Kreis aller Beteiligten nahm der Gedanke, sich durch eine massive Goldoberfläche dem spanischen Original zu nähern, immer mehr Gestalt an.

Es stand fest, dass die neue Farbfassung, ebenso wie die Orgel selbst, keine reine Kopie darstellen sollte, vielmehr eine freie Interpretation des Originals. Das Spezifische der spanischen Orgelbaukunst sollte dennoch zum Ausdruck kommen. Auf den Detailreichtum der Renaissance-Ornamentik mit figürlichen Darstellungen wie Vögeln, Früchten etc. wurde bewusst verzichtet. Stattdessen erhielten die Füllungen und Spiegel eine expressive, freie Farbgestaltung, ähnlich abstrakten Einzelbildern. Die Schleier wurden nicht, wie im nördlichen Kulturkreis üblich, vergoldet, sondern analog dem spanischen Vorbild emailleartig farbig gefasst. An zwei Pilastern am mittleren Aufsatz wurden zarte Arabesken ausgeführt.

Spanische Orgel Farbfassung

Der überwiegende Teil der Oberfläche bekam, dem spanischen Original entsprechend, eine nahezu flächendeckende Blattvergoldung. Die Ausführung erfolgte in alten, traditionellen Techniken. Bis zu 15 Schichten Kreide und rotes Poliment wurden aufgetragen, um darauf anschließend Gold in einzelnen Blättern von 8 × 8  cm anzulegen. Mit Rosshaartüchern wurde nach Fertigstellung der Vergoldung dieselbe wieder soweit durchgerieben, dass partiell der rote Grund hervortrat und somit die Oberfläche ihren jetzigen, lebendigen Charakter erhielt. 

Auch die sich daran anschließende  eigentliche malerische Fassung wurde in einer historischen Maltechnik ausgeführt. Dabei handelt es sich um eine Temperamalerei, die sowohl lasierend als auch halbdeckend angewendet wurde. Bei allen aufgebrachten Schichten, von der Grundierung bis hin zur Vergoldung und Farbfassung, kamen so genannte »wässrige« Techniken zum Einsatz. Allein als schützender und den Farben Tiefenlicht verleihender Schlussüberzug wurde ein sehr dünner Wachsfirnis aufgetragen.

Grasberg, Oktober 2001
Paul-Uwe Dietzsch

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Paul-Uwe Dietzsch wurde 1949 in Zwickau geboren. Von 1968 bis 1973 besuchte er die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, von 1973 bis 1975 die Abteilung Restaurierung der Hochschule für bildende Kunst in Dresden. Seit 1976 war er freiberuflich tätig, zunächst in Leipzig, seit 1984 in Grasberg bei Bremen. Paul-Uwe Dietzsch verstarb im Jahr 2011. Er führte Restaurierungen an verschiedenen Kirchen und deren Ausstattungen in Norddeutschland und Thüringen durch, außerdem Restaurierungen von Orgelprospekten u. a. in Drochtersen, Bülkau, Daverden, Nettelrede, Rehburg und Holtensen.

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