Gottfried Wilhelm Leibniz

Das Universalgenie Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) war am welfischen Hof als Bibliothekar, Jurist und Historiker im Range eines Hofrats, später eines Geheimen Hofrates tätig. Als Abenteurer des Geistes begegnete er der Welt, um sie zu vervollkommnen. Im Elan seiner schöpferischen Phantasie brachte er mit seinem umfassenden Wissen Verbesserungen der menschlichen Einrichtungen im Sozialen, im Technischen, im Wissenschaftlichen hervor. Er pflegte eine enge geistige Freundschaft mit der Kurfürstin Sophie und ihrer Tochter Sophie Charlotte, der späteren Frau des preußischen Königs Friedrich I. Leibniz war einer der führenden Gelehrten der Aufklärungszeit. Neben seinen naturwissenschaftlichen und mathematischen Studien und der Konstruktion seiner Vier-Spezies Rechenmaschine, sind vor allem die Monadenlehre und die Theodicée als seine bekanntesten philosophisch-theologischen Veröffentlichungen zu nennen. Als Angehöriger des Hofes wurde er 1716 in der Neustädter Hof- und Stadtkirche bestattet.

Im Kirchenbuch der Agidienkirche im Jahre 1716 finden sich folgende Einträge: „Am 14. Dezember ist der Geheimte Rath Leibnitz in der Neustädter Kirchen stille beigesetzt worden.“ (In anderer Tinte hinzugefügt) Zum Jahr 1790 ist ihm auf der Esplanade ein Monument errichtet, welches 5105 r.s./r.f. gekostet hat. Das Geld ist durch Subscription zusammen gebracht.

Über das oben erwähnte Monument ist unter einem Kupferstich von Anfang des 19. Jahrhunderts zu lesen: „Das Leibnizdenkmal wurde 1790 in der Calenberger Neustadt am Ende der Esplanade, dem damals neuen Paradeplatz südlich des Archivs, auf dem Stadtwall errichtet. Hofrat Ramberg entwarf den Temple, Hewetson in Rom schuf die Büste, Heyne in Göttingen erdachte die Inschrift: 'GENIO LEIBNITII'.“ Heute steht der Leibniztempel im Georgengarten im Hannoverschen Stadtteil Nordstadt.

Grab von Gottfried Wilhelm Leibniz in der Neustädter Hof- und Stadtkirche

Gottfried Wilhelm Leibniz verstarb am 14. November 1716 im Alter von siebzig Jahren in seinem Haus in der Schmiedestraße 10 in Hannover. Sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Johann Hermann Vogler und sein Kutscher Henrich waren bei ihm.

Der Leichnam wurde am folgenden Tag in einen Kiefernsarg gelegt und in die Grabkammer des Turms der Hof- und Stadtkirche gebracht. Für die Bestattung beauftragte der Sekretär von Leibniz Johann Georg Eckart einen Prunksarg aus Eichenholz gearbeitet, in den der Kiefernsarg eingesenkt wurde. Der Eichensarg wurde mit Aufschriften und Motti des Wirkens von Gottfried Wilhelm Leibniz versehen. Die Beerdigungsfeier fand am 14. Dezember 1716 in der Neustädter Hof- und Stadtkirche statt. Die Hofbeamten waren eingeladen teilzunehmen, machten aber keinen Gebrauch davon. Der Oberhofprediger Erythropel leitete die Trauerfeier, bei der ein Schulchor sang und sein Mitarbeiter Vogler, sein Schüler Raffael Levi und sein Sekretär Eckart zumindest teilgenommen haben.

Aus der Ferne nimmt in Gedanken die Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans teil an eine Verwandte in Deutschland am 26. November 1716 schreibend: „Wenn die Leute gelebt haben wie dieser Mann, kann ich nicht glauben, dass er von nöthen gehabt, Priester bei sich zu haben. Denn sie konnten ihn nichts lehren, er wußte mahr als sie. Gewohnheit ist keine Gottesfurcht und das Abendmahl, als Gewohnheit betrachtet, hat keinen moralischen wert, wenn das Herz von edeln Gesinnungen leer ist. Ich zweifle also nicht an des Herrn Leibniz Seligkeit und finde, dass er ein Glück gehabt hat, nicht lang leyden zu müssen.“

Johann Georg Eckart schreibt über die Gestaltung des Sarges, die er beauftragt hat:
„Seinen Sarg habe ich ihm lassen schön verfertigen. Zum Kopfe war sein Wappen, zu Füßen seine Titel und Sterbezeit angeheftet. Auf jeder Seite war in der Mitte ein großes Feld und zwei kleine zu beiden Seiten. Zur Rechten in der Mitte stand sein Symbolum, so da war:

Pars vitae, quoties perditur hora, perit.
Ein Teil des Lebens geht verloren, sooft eine Stunde vergeudet wird.

Oben stand seine Eins in eine Null gesetzt, mit der Überschrift:
Omnia ad unum – Alles bezieht sich auf das Eine - , so auf Gott und auch auf seinen Calculus differentialis zielt.
Unten war ein nach der Sonne sehender und steigender Adler mit der Überschrift:
Haurit de lumine lumen.
Licht schöpft vom Licht.

Auf der andern und linken Seite des Sarges standen in der Mitte die Worte Horaz’s:
Virtus recludens immeritis mori
Coelum, negata tentat iter via,
Coetusque mortales et udam
Linquit bonum fugiente penna.
Die Tugend öffnet denen, die der Unsterblichkeit wert sind, den Himmel.
Und auf dem sonst verweigerten Weg sucht sie eine Bahn und sie verachtet die
Niederen Volksmengen und die feuchte Erde mit davon eilendem Flügel.

Oben beim Kopfe stand das von ihm sehr geschätzte Sinnbild Jacob Bernouillis, nämlich eine Spirale mit der Überschrift:
Inclinata resurget. Gebeugtes wird sich wieder erheben.
Unten aber war ein in Zimmetrinden sich verbrennender Phönix mit der Überschrift:
Servabit cinis honorem. Die Asche bewahrt die Ehre.
Zu den Füßen standen seine Namen und Würden, Geburts- und Sterbetag vermerkt.

Über die Beerdigung am 14. Dezember ist vermerkt: „Des seel. Geh. Raths von Leibniz Cörper wurde am 14. Decemb. in der Neustädter Kirche zur Erden bestattet, wozu alle Hof-Bediente geladen waren, aber niemand erschiene. Der Ober-Hof-Prediger H. Erythropel sang die Collecte, wozwischen die Schüler musizierten. Der Sarg war gantz mit schwartzem Sammit bezogen. ... Zu den Füßen des Toten links war eine Spiral-Linie mit der Umschrift: INCLINATA RESURGET und weiter: Ossa Illustris Viri Godofredi Guilielmi Leibnitii S. Caes. Maj. Consil Aulic. S. Reg. Maj. Britannorum et Russorum Monarchae a Consiliis Justitiae Intimis, qui natus A. MDCXLVI. DieXXIII Jun. Decessit A. MDCCXVI : die XIV : Novembr »

Durch die Initiative von Bürgern erhielt die Grabplatte von Gottfried Wilhelm Leibniz 1787 die lateinische Aufschrift :
Ossa leibnitii – Leibniz’ Gebeine

Im Jahr 1902 wurden aufgrund einer staatlichen Verordnung die Gräber aus der Kirche entfernt und nach außen gebracht, das Grab von Leibniz sollte wegen der Bedeutung des Universalgenies im Innenraum verbleiben. Die Graböffnung wurde im Beisein einer wissenschaftlichen Kommission durchgeführt und protokolliert. Prof. Wilhelm Krause, ein Mediziner der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, leitete die Öffnung des Grabes und die Untersuchung der im Grab vorgefundenen Knochen. Die Gebeine von Leibniz wurden in einem kupfernen Sarkophag mit Glasplatte erneut bestattet.
Ein Sinnspruch, der seinen Sarg zierte, lautet : inclinata resurget. Die gebeugte (Linie) wird sich wieder erheben. Ein Wort des Gott- und Weltvertrauens, das die Linie beschreibt, in der die Wirkungsgeschichte seiner Gedanken und Schriften sich entfaltet hat.

Die damals entstandene Niederschrift zur Öffnung des Grabes finden Sie hier!

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 Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716), von Johann Friedrich Wentzel, c. 1700.

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Leibniz' Grab in der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis im hannoverschen Stadtteil Calenberger Neustadt. Fotos: Christian Wyrwa

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Das vollkommene Gebet

„O einziger, ewiger, allmächtiger, allwissender und allgegenwärtiger Gott, du einziger, wahrhaftiger und unbeschränkt regierender Gott: ich, dein armes Geschöpf, ich glaube und ich hoffe auf dich, ich liebe dich über alles, ich bete dich an, ich lobe dich, ich danke dir, und ich gebe mich auf an dich. Vergib mir meine Sünde und gib mir, sowie allen Menschen, was nach deinem heutigen Willen nützlich ist für unser zeitliches wie für unser ewiges Wohl, und bewahre uns vor allem Übel! Amen“ 

Gottfried Wilhelm Leibniz

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